In Hildburghausen funktioniert nichts mehr?

Tilo KummerPresse

Dass die Unterzeichner des Leserbriefs mich als Bürgermeister abgewählt sehen wollen, überrascht nicht. Der dabei getroffenen, pauschalen Aussage, in unserer Stadt funktioniere nichts mehr, muss ich mich aber entschieden entgegenstellen. Damit werden die Beschäftigten der Stadtverwaltung, der städtischen Wohnungsgesellschaft, des Wasser-Abwasserverbandes, die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr, der Stadtrat und viele ehrenamtlich Tätige zu Unrecht angegriffen!
Was würde es bedeuten, wenn die städtischen Aufgaben nicht mehr wahrgenommen würden? Der Schnee würde nicht geräumt sein, wenn sie früh auf Arbeit gehen. Die Kinder müssten in Kindergärten der Nachbargemeinden gebracht werden. Die Feuerwehr könnte ein brennendes Haus nicht löschen oder Sie aus Ihrem Unfallwagen retten. Feuerwehrzufahrten wären nicht nutzbar, weil sie zugeparkt sind. Man bekäme keinen Ausweis mehr in der Meldestelle, auf eine Baugenehmigung wartete man vergeblich. Schwimmhalle, Theater, Bibliothek und Museum bleiben dauerhaft geschlossen und weder städtische noch privatwirtschaftliche Veranstaltungen könnten stattfinden. Auf den Friedhöfen wüchse das Unkraut, Bestattungen wären nicht möglich, Hochzeiten könnten ebenfalls nicht mehr stattfinden. Den Stadtwald hätten Borkenkäfer inzwischen weitgehend aufgefressen - was Sie aber wahrscheinlich nicht sehen würden, denn auch die Wege und Straßen dorthin bestünden nur noch aus Schlaglöchern. In vielen Häusern wäre es noch kälterm weil die Fernwärme der Wohnungsgesellschaft abgestellt wäre. Auch die Wasserversorgung würde nicht mehr funktionieren und die Abwässer flössen wieder in die Werra.
All das funktioniert aber zum Glück in unserer Stadt - trotz Corona- und Energiekrise. Dank der tollen Arbeit von engagierten Menschen. Und weil Hildburghausen auch eine starke Wirtschaft hat, können wir uns sogar noch Bauinvestitionen in erheblichem Umfang leisten: So realisierte das städtische Bauamt allein im letzten Jahr unter anderem im Gewerbegebiet Nord-Ost, im Kindergarten Werraspatzen, Am Krautberg, in der Schulstraße Pfersdorf und der Kastanienallee Maßnahmen im Wert von ca. 6 Millionen Euro. In der Schulstraße verlegte der WAVH gleichzeitig noch einen Abwasserkanal. Bei all diesen Maßnahmen kam es nur zu einem, in der Öffentlichkeit heftig kritisierten Baumangel- an der Sicherheitstür der Werraspatzen. Ich denke, mit dieser Bilanz braucht man sich nicht verstecken. „Nichts funktioniert“ sieht vollkommen anders aus!

Die Vorhaben Hildburghausens für 2023, die mit dem Haushaltsplan beschlossen wurden, sollen die Stadt noch zukunftssicherer machen: Rund 3 Millionen Euro werden für die erneuerbare Energieversorgung städtischer Einrichtungen bereitgestellt. In den Ortsteilen wird unter anderem die Löschwasserversorgung durch Zisternen gesichert. In Ebenhards wird durch die Sanierung der Dambachsbrücke Hochwasserschutz betrieben. Im ehemaligen Schülerheim in der Schleusinger Straße planen wir die Einrichtung eines Kindergartens. Aber auch für die Attraktivität der Stadt wird viel getan: Das Freibad soll nach der Sanierung wieder öffnen, der FSV endlich einen erneuerten Fußballplatz bekommen.

Ich hoffe, dass wir trotz aller Diskussionen in der Stadt und den begonnenen Wahlkampf nicht zu viel Zeit verlieren, die wir für die Umsetzung der dieser Vorhaben so dringend brauchen.

Zum Abschluss noch eine Bemerkung zum Vorwurf, ich hätte dafür gesorgt, dass den SPD-Stadträten mit parteipolitischen Konsequenzen bei einer möglichen Zustimmung zum Abwahlantrag gedroht wurde: Welches Verhalten die SPD ihren Stadträten nahe legt, geht mich nichts an. Ich bin in der Partei DIE LINKE und kann mich daher gar nicht in SPD-Interna einmischen. Ich finde es sogar gut, dass man Bürgermeister abwählen kann. Genau deshalb habe ich als Landtagsabgeordneter an der Einführung des Bürgerbegehrens dazu mitgewirkt. Einen Bürgermeister jedoch ohne triftige Gründe abwählen zu wollen, weil nach 2 1/2 Jahren unter Corona-Bedingungen noch nicht alle Wahlversprechen umgesetzt wurden und manches in der Stadt nicht optimal lief, beschädigt nicht nur mich- sondern auch das Amt.